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Schiedsrichter: Keiner mag ihn, jeder braucht ihn

 

Ein Spiel ist gerade verloren worden und für alle steht fest, der Schiedsrichter ist schuld. Doch wie sieht der Schiedsrichter das? Im folgendem Artikel werde ich euch den Tagesablauf eines Jugend-Schiedsrichters (SR) näher bringen.

Der Tag von Alex S. beginnt wie jeder andere, es ist Samstagmorgen und er bereitet sich auf sein Spiel vor. Heute muss er das Spiel zwischen Basche und Ricklingen leiten. Schon beim Taschepacken fängt er an die gewohnte Nervosität zu spüren. Also kontrolliert er noch einmal, ob er alles eingepackt hat: Trikots in gelb, blau, grün, rot und schwarz, Hose, Stutzen, seine Pfeife, Uhr, Spielnotizkarten, gelbe und rote Karte und natürlich die Schuhe. Seine Ausrüstung erhält jeder Schiedsrichter im Normalfall von seinem Verein gestellt. Eineinhalb Stunden vor Spielbeginn nimmt Alex den Bus in Richtung Kirchdorf, damit er eine Stunde vor dem Anpfiff vor Ort ist.

Ab dem Zeitpunkt der Ankunft arbeitet er seine Aufgaben routinemäßig ab: Platzkontrolle, umziehen, aufwärmen, Spielbericht übertragen und Passkontrolle. Dann geht er ein letztes Mal vor dem Anpfiff in die Kabine.

Noch ist die Stimmung locker. Bis zu der 20. Minute verläuft alles ruhig, doch dann tritt ein Spieler nach dem Pfiff eines Freistoßes einen Gegner ohne Rücksicht um. Alex zögert keine Sekunde und der Spieler geht mit einer Zeitstrafe von fünf Minuten vom Platz, die Zeitstrafe ersetzt nämlich im Jugendbereich die gelb-rote Karte. Von dem Zeitpunkt an wird das Spiel immer heftiger. Ein Trainer von Basche kann irgendwann seine Emotionen nicht mehr kontrollieren und muss deswegen vom Platz geschmissen werden. Im weiteren Verlauf mussten noch drei weitere Spieler den Platz mit einer Zeitstrafe verlassen. Zurecht, denn sie haben nach Bekommen der gelben Karte den Schiedsrichter nicht ernst genommen und mussten dann einsehen, dass er am längeren Hebel sitzt.

Nach dem Spiel habe ich nochmal mit Alex S. gesprochen, er ist zufrieden mit seiner Leistung. Auf die Frage „warum das Spiel so heftig war?“, antwortete er nur, dass es vergleichsweise harmlos ist und dass dies in der Kreisklasse der traurige Alltag ist. In der Saison werden etliche Spiele wegen Gewalthandlungen gegen Schiedsrichter abgebrochen und die Tendenz ist steigend. Ich finde das eine Frechheit, denn die Schiedsrichter opfern ihre Freizeit für einen lächerlichen Lohn. Deshalb sollte man, wenn man nicht mit den Entscheidungen einverstanden ist, im Hinterkopf behalten, der Schiedsrichter ist auch nur ein Mensch.

 

NW

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